Leipzig, Salzburg und nun Pasching – Red Bull und die Wettbewerbsintegrität
Das Wunder von Österreich ist perfekt. Als unterklassiges Team hat der FC Pasching den ÖFB-Cup geholt. Ein 1:0 gegen den neuen Meister Austria Wien. Auf den ersten Blick ein Wunder, ja eine Sensation!
So wird es auch in den meisten Medien verkauft – eben als Sensation, als Wunder, als etwas ganz großes! Ohne Frage, es ist etwas ganz Besonderes, aber nicht weil ein Drittligist gegen den aktuellen Meister Österreichs im Pokalfinale gewonnen hat. Sondern warum keiner die tatsächliche Situation sieht oder sehen will?!
Das fragt man sich unweigerlich, ob die etablierten Medien es nicht wissen oder wahrhaben wollen. Pasching ist das Farm-Team von Red Bull Salzburg, Team Red Bull 3! Die Sensation nicht ganz so groß, denn sie haben die eine oder andere Mark mehr auf dem Konto, als die Konkurrenten. Sie sind gespickt mit ehemaligen Bundesliga-Spielern und drängen in die Bundesliga. Red Bull ist offiziell „nur“ Sponsor, der Vertrag läuft 2014 aus, aber auch knapp 80 Prozent des Etats sind Dosen-Dollar.
Zweimal Red Bull in Europa?
Durch den Einzug ins Finale und letztlich dem Sieg haben sie die Qualifikation zur Europa League erreicht. Problematisch könnte es nun werden, wenn man sich die UEFA-Regularien anschaut. Dort gibt es ein eigenes Kapitel zum Thema „Integrität des Wettbewerbs“. Dieser Artikel 3 legt fest, dass „niemand gleichzeitig entweder direkt oder indirekt in irgendeiner Eigenschaft in der Verwaltung, Administration oder dem sportlichen Auftritt eines anderen Vereins in einem UEFA-Klubwettbewerb beteiligt sein darf“.
Direkt beteiligt ist Red Bull in Salzburg, keine Frage, die zu stellen wäre mehr als naiv. Sie treten in der kommenden Saison in der Qualifikation zur Champions League an. Indirekt sind sie es noch bei West-Drittligist Liefering, der auch offiziell vom Österreichischen Fußballverband als zweites Red-Bull-Team gewertet wird („Es ist erwiesen, dass der Verein unter Kontrolle von Red Bull steht“) und somit nicht am ÖFB-Cup teilnehmen darf etc. Nun stellt sich die Frage, wie weit es bei Pasching der Fall ist.
Verdacht, Verdacht, Verdacht
Ein kleiner Verdacht: Die Pasching-Präsidenten Martin Hengstschläger und Rene Lindner residieren mit ihrer Rechtsanwaltskanzlei an jener Linzer Adresse, an der laut oberösterreichischer Rechtsanwaltskammer im Mai 2011 Red-Bull-Vorstand Volker Viechtbauer als Rechtsanwalt eingetragen war. Das Trainerteam Gerald Baumgartner und Martin Hiden kam von den Red-Bull-Juniors, also dem zweiten Team von Salzburg. Einige Spieler sind von den Juniors ausgeliehen. Etwas unauffälliger ist, dass Geschäftsführer Norbert Schnell beim USK Anif tätig war. Verdächtig ist es, weil er seit Sommer 2012 unter dem Namen FC Liefering in der Westliga antritt.
Alles etwas kurios, aber offiziell nicht anrüchig, denn geprüft hat der Verband die Integrität des Vereins bereits und kam zum folgenden Ergebnis: „Im Zuge des Verfahrens konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Red Bull GmbH beherrschenden Einfluss auf den FC Pasching ausübt. Daher war das Verfahren aus Mangel an Beweisen einzustellen.“ Pasching-Präsident Hengstschläger ergänzte im Neuen Volksblatt: „Wir wurden bereits vom ÖFB zweimal geprüft und haben auch vor einer UEFA-Prüfung keine Angst.“
Sollte die UEFA zu einem anderen Urteil kommen, als der ÖFB, dann würde nur jener Klub zugelassen werden, „der sich für den ranghöheren Wettbewerb (Champions League) qualifiziert“ hat, wie es in den Regularien heißt.
Nicht das erste Mal
In der Vergangenheit geriet Roman Abramowitsch als Mäzen von Chelsea und ZSKA Moskau in ein schiefes Licht. Damals wurden beide Vereine zugelassen. 1998 war die Investorengruppe ENIC Haupteigentümer von AEK Athen und Slavia Prag. Beide Klubs waren für den UEFA-Pokal qualifiziert. Der europäische Verband verbot damals die Teilnahme der Griechen. Diese Entscheidung wurde von der Europäischen Kommission bestätigt, doch ENIC erwirkte in der Schweiz eine einstweilige Verfügung, deren Folge die Teilnahme beider Klubs war.
Das Thema Integrität ist eben doch nicht so eindeutig, wie es sein sollte.
von Fabian Biastoch
Veröffentlicht am 01/06/2013 in Fußball International, Fußball National und mit Champions League, Europa League, Leipzig, Red Bull, Salzburg, UEFA getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Ein Kommentar.
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