Gerardo Martino – Newell’s lebende Legende ist der neue Mann beim FC Barcelona
Verfasst von 11plus3
Der Schock in Barcelona war nicht nur in Lionel Messis Gesicht zu sehen. Sämtliche Profis nahmen am vergangenen Freitag an der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz teil.
Präsident Sandro Rosell verkündete schließlich jene Nachricht, die er „nicht wirklich wollte“: „Nach anstrengenden Tests hinsichtlich der gesundheitlichen Situation von Tito hat sich ergeben, dass er sich weiterer Behandlungen unterziehen muss, die es zeitlich nicht mehr zulassen, dass er auf der Trainerbank sitzt.“ Die Überraschung im Fußball-Spanien war, leider, perfekt.
Nahezu ebenso groß war die Überraschung des neuen Trainers im Camp Nou. Gerardo Martino, genannt Tata, wird die Mannschaft um die Superstars Lionel Messi und Neymar zukünftig führen.
Ein „Namenloser“ für die Weltstars? Nichts Neues bei Barca. Auch ein Frank Rijkaard hatte „nur“ als Spieler Erfolg als er auf die Trainerbank der Katalanen Platz nahm. Das Gleiche gilt für Pep Guardiola. Eine erfolgreiche Zeit mit Barcas zweiter Mannschaft reichte aus. Bei beiden „Wagnissen“ wurden die Verantwortlichen mit Titeln beschenkt.
„Ich kenne Tata nicht sehr gut“, so Vereinslegende Johan Cruyff dem Fernsehsender El 9. „Wie auch immer, Rijkaard und Guardiola gewannen keine Titel, bevor sie bei Barcelona begonnen haben. Am Ende waren sie sehr erfolgreich. Ich habe keine Bedenken, dass Martino den gleichen Weg gehen wird.“
Und im Unterschied zu Rijkaard und Guardiola feierte Martino schon einige Erfolge als Übungsleiter.
Als Spieler wurde er bei den Newell’s Old Boys zur Legende, nein zu DER Legende. In über 500 Partien führte er den Klub aus Rosario zu drei Meisterschaften. Als Trainer wiederholte er das Kunststück in der gerade abgelaufenen Saison. Zuvor wurde er in Paraguay innerhalb von fünf Jahren viermal Landesmeister: Mit Libertad 2002, 2003, 2006 und dazwischen 2004 mit Cerro Porteño. Die Landesauswahl Paraguays führte er bis ins Viertelfinale der WM 2010, wo die Guaraníes umstritten und denkbar knapp 0:1 an Spanien scheiterten. Nach der Copa-América-Finalniederlage trat Tata 2011 überraschend zurück und ging erstmals als Coach zu den Old Boys.
Hier ließ er in der Folgezeit, wie auch Guardiola bei Barcelona, ein ungemein offensives 4-3-3 spielen. Wie auch in der Entwicklung des jungen Trainers Guardiola, spielte bei Martino der ehemalige Coach von Athletic Bilbao, Marcelo Bielsa eine tragende Rolle.
Martino war unter seinem Landsmann Kapitän und Schlüsselfigur bei den Newell’s Old Boys. Zusammen feierten sie die erfolgreichste Zeit des Klubs. In nur zwei Jahren, mit zwei Landesmeistertiteln und einem Finaleinzug in der Copa Libertadores, prägte Bielsa zwischen 1990 und 1992 den jungen Mittelfeldspieler.
Sein Mentor, ebenfalls in Rosario geboren, setzte auf eine enorme Spielgeschwindigkeit, technisch herausragende Ballannahmen, hohen Ballbesitz und ebenso hohes Pressing, all das sah man damals bei den Old Boys wie auch knapp zwanzig Jahre später bei Peps Barcelona oder bei Martinos Old Boys. Guardiola adelte seinen guten Freund Bielsa später als „den besten Trainer des Planeten“.
„El Loco“ wiederum adelte Guardiolas Nachnachfolger bei Barca schon früh: „Ich trainierte ihn. Aber ich lernte von ihm durch seine Spielweise, seine Arbeit als Kapitän und Anführer… ein kompletter, bewundernswerter Mensch.“
Die Katalanen haben überraschend einen Externen verpflichtet, aber eigentlich auch nicht. Martino wird ohne Frage einen offensiven Fußball spielen lassen. Tatas Idee vom Fußball ist viel näher am System „Barcelona“ als man auf den ersten Blick denken möchte.
Veröffentlicht am 26/07/2013 in Fußball International und mit Argentinien, FC Barcelona, Gerardo Martino, Newell's Old Boys, Spanien getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.
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