Ein Lothar Matthäus lässt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal
Archiv für den Monat September 2013
Paul Breitner: „Ich hatte die Schnauze voll vom Fußball“
Welch große Fußballschlachten hat das Bruno-Plache-Stadion in Leipzig-Probstheida schon gesehen! Hier kamen die Stars des FC Barcelona oder des AC Mailand zum Zug, in der heutigen Zeit sind es die Kicker von Wacker Nordhausen oder Viktoria 1889 Berlin. Am Freitag gab es nun weltmeisterliche Ehren zu begutachten. Paul Breitner gestaltete eine Trainingseinheit des 1. FC Lokomotive Leipzig mit.
„Es erinnert mich ein wenig an meine Zeit in Braunschweig“, spielte Breitner beim Betreten auf das renovierungsbedürftige Stadion an, „ich habe aber auch keine Säbener Straße erwartet.“ Schnell lief auch er mit auf den Rasen, balancierte den Ball wie in früheren Jahren und war auch für den einen oder anderen Doppelpass mit den Lok-Spielern gut.
Der blau-gelbe Coach Eric Eiselt war immer wieder in Fachgesprächen mit dem 74’er Weltmeister vertieft, doch Breitner erklärte auch, warum er selbst nie Trainer werden wollte. „Ich wollte mein Schicksal nicht in die Hände von elf, 15 oder 20 Spielern geben, ob sie es denn nun wollten oder nicht. Ich wollte selbst über mein Leben bestimmen“, führte Breitner seine Beweggründe gegen eine Trainerkarriere aus: „Nach 13 Jahren hatte ich die Schnauze voll vom Fußball. Ich war müde. Ein reibungsloser Übergang ins Trainergeschäft wäre da nicht möglich gewesen.“
Auf dem Platz hätte er seine Mitspieler anfeuern und mitreißen können, als Trainer ginge dies nicht: „Da sitzt du auf der Bank und hoffst, dass alles gut läuft.“ Und verpasst habe die Liga so oder so nichts: „Es wären ein paar lustige Sprüche mehr gewesen, aber die Bundesliga wäre durch einen Trainer Breitner auch nicht besser geworden.“
Die Bundesliga ist nicht besser geworden, dafür aber hunderte Jugendliche. Ganz im Geheimen, ohne dass es jemand wusste, coachte Deutschlands Fußballer des Jahres 1981 die Jugend seines Dorfklubs. „Ich wollte nicht wie viele meinen etwas zurückgeben, sondern einfach etwas weitergeben. Die Erfahrungen und die Grundwerte, wie Respekt wollte ich weitergeben“, erklärte Breitner.
Fast hätte es für ihn ja auch nach ganz oben gereicht. Immerhin „17 Stunden Bundestrainer“ stünden nach der Weltmeisterschaft 1998 in seiner Vita. In den Gesprächen mit dem damaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun habe aber auch festgestanden, dass Breitner nur „eine Übergangslösung“ sein sollte: „Ich hätte den Karren aus dem Dreck gezogen, wäre sozusagen als Bundestrainer der Konkursverwalter des deutschen Fußballs gewesen.“
- Paul Breitner in Leipzig
- Paul Breitner auf dem Weg zum Training
- Der Weltmeister von Medien begehrt
- Der Weltmeister von Medien begehrt
- Breitner im Fach-Gespräch mit Lok-Coach Eric Eiselt
- Breitner im Fach-Gespräch mit Lok-Coach Eric Eiselt
- Er kann es auch noch im „Renten-Alter“
- Die Fans feierten Breitner lautstark
- Beim Abschlussspiel durften die prüfenden Augen des Weltmeisters nicht fehlen
Brasilien: Die WM-Paläste und der Leerstand
Starten wir einen kurzen Rückblick: Um die Jahrtausendwende wurden die Fußballtempel Deutschlands aufgerüstet oder umgebaut. In Orten wie Kaiserslautern, Hannover oder München wurden Millionen investiert. Auch in Leipzig wurde das Zentralstadion modernisiert. So weit so gut.
Die FIFA-Weltmeisterschaft 2006 war daraufhin ein großer Erfolg. Die Massen pilgerten in die Stadien, die Stimmung war atemberaubend. Die Stimmung in Brasilien wird ohne Frage grandios werden. Die Menschen leben und atmen Fußball tag ein, tag aus.
Aber wie auch in Südafrika wird sich in dem südamerikanischen Land die Frage der Stadionnutzung stellen. In Städten wie Sao Paulo, Rio de Janeiro oder Porto Alegre ist dies keine Frage. Hier spielen mehrere Erstligisten, hier spielen Topklubs des Landes. In Manaus, Brasilia, Cuiaba und Natal stehen gleich vier Arenen vor einer unsicheren Zukunft.
Diese wahren Fußballtempel sind die Krönung der modernen Fußballarchitektur. Aber was wird aus ihnen, wenn sich die Stars der WM wieder in den Urlaub verabschiedet haben?
Irrwitzige Pläne in Manaus
In Manaus ist die Regionalregierung nun auf die Idee gekommen, in der ortsansässigen Arena in Zukunft Gefangenentribunale abzuhalten. Die Verbrecher des Amazonas werden also dort verurteilt, wo noch Wochen zuvor der „Joga Bonito“ zelebriert wurde.
Ja, es stimmt, der oberste Bundesrichter Sabino Marques bestätigte via seines Justizsprechers Alvaro Corado die Pläne: „Er wird der Bundesstaatsregierung von Amazonas möglicherweise vorschlagen, das Stadion nach der WM als Prozesszentrum für Gefangene zu nutzen.“
Nun gut, immerhin ein Plan… Aber die Wurzel des Übels liegt natürlich ganz woanders. Von der FIFA wurden acht Stadien gefordert, Brasilien hat vier mehr gebaut bzw. in der Planung. Vier? Genau, exakt vier Stadien mehr als gefordert und exakt vier Arenen haben eine ungewisse Zukunft vor sich. Zufall? Wohl eher nicht.
Als die WM vergeben wurde, haben sich die Stadt- und Landesfürsten die Hände gerieben. Jeder wollte Spielort sein, doch nicht jeder konnte es, also hat man schnell beschlossen, dass man einfach ein paar zusätzliche, vom Weltverband gar nicht geforderte, bestimmt. Dass die Arenen in Manaus, Cuiaba und Natal zudem auch in einem Gebiet liegen, wo es keinen Erstligisten gibt, spielte bei der Auswahl keine Rolle.
Hier spielen Mannschaften teilweise nicht einmal in einer der vier obersten Ligen, haben also somit nicht die Perspektive in die Serie A aufzusteigen. Zudem liegen die Städte nicht in Industrieregionen, der Einzugsraum ist, gemessen an den Bewohnern winzig. In der Metropolregion Rio de Janeiro leben knapp zwölf Millionen Menschen, in Ballungsraum Sao Paulo gar 20 Millionen. In Cuiaba eine Million Menschen, in Natal sind es noch nicht einmal so viele und der Ballungsraum Manaus beherbergt lediglich knapp zwei Millionen Brasilianer.
Die Macht, der Einfluss war größer als die Vernunft. Millionen wurden investiert, auch dagegen wandten sich die Proteste, doch der Verband gab sich keine große Mühe, ein Weiternutzungskonzept zu erarbeiten. „Es hängt von der Kreativität und der Phantasie der Besitzer und Betreiber dieser Stadien ab, wie sie nach der WM genutzt werden“, hatte der Präsident des brasilianischen Fußball-Verbandes, José Maria Marin, gesagt.
Ideen sind willkommen!
- Estádio Beira-Rio in Porto Alegre vor dem Umbau
- Estádio Beira-Rio in Porto Alegre vor dem Umbau
- Estádio Beira-Rio in Porto Alegre vor dem Umbau
- Estádio Beira-Rio in Porto Alegre vor dem Umbau
Schon viel erreicht, aber das war erst der Anfang: „Mesut Özil – Auf dem Weg zum Weltstar“
Der Wechsel von Mesut Özil von Real Madrid zum FC Arsenal war der Transfer des Sommers. Coach Arsene Wenger, der in den letzten Jahren immer wieder für seine verhaltene Transferpolitik kritisiert wurde, gelang mit dem 50-Millionen-Euro-Neuzugang ein Überraschungs-Coup. „Arsenal hat den ‘deutschen Messi’ geholt. Özil ist der kreativste Spieler Europas, seit er bei der WM 2010 die große Bühne betreten hat“, schrieb zum Beispiel die englische Zeitung „Sun“.
Die ganze Fußball-Welt gratulierte Arsenal und Wenger für die Verpflichtung Özils. In Madrid schien nach der Verpflichtung vom neuen Trainer Carlo Ancelotti und Spielern wie Isco kein Platz mehr für den deutschen Nationalspieler zu sein. Inzwischen – trotz einiger Störfeuer, die man aus Spanien vernimmt – vermisst ein Großteil der Madrilenen Mesut Özil. Besonders die Fans, bei denen der Mittelfeldspieler sehr beliebt war.

Mesut Özil – Auf dem Weg zum Weltstar. 1. Auflage 2012, 136 Seiten, 99 Farbfotos, 5 S/W Fotos, Format 21,9 x 28,7 cm, gebunden, Delius Klasing
Was zeichnet Özil aus? Was ist das Besondere an ihm? Diesen Fragen geht die Biografie „Mesut Özil – Auf dem Weg zum Weltstar“ nach. Schon früh heißt es in dem Buch: „Mesut Özils Geschenk an den Weltfußball ist die Verschmelzung mehrerer elementarer Bewegungen des Fußballs zu einer einzigen – einer Geschwindigkeit, die ihresgleichen sucht.“ Özils Weg zu einem der – das darf man ruhig so sagen und schreiben – besten Fußballer der Welt ist ein spannender.
Er lernte das Fußballspielen in einem „Affenkäfig“, einem ausrangierten Bolzplatz, wo er schon früh zum Helden wurde. Özil sagt dazu: „Als ich bei Westfalia Gelsenkirchen spielte, haben wir einmal 12:1 gewonnen. In dem Spiel habe ich, wenn ich richtig zurückdenke, zehn Tore gemacht.“ Es deutete sich an, dass Mesut Özil eine große Karriere vor sich hat. Sein ehemaliger Jugendtrainer, Michael Kulm, beschreibt den jungen Özil so: „Er war in der Kabine sehr zurückhaltend. Aber wenn er den Ball am Fuß hatte, war es mit der Zurückhaltung vorbei.“
Über die Jugend von Rot-Weiß Essen landete Özil bei Schalke 04, wo er sein Potenzial nie ganz ausschöpfen konnte bzw. durfte und nach drei Jahren den Absprung zu Werder Bremen wagte. Hier reifte der inzwischen 25-Jährige zu einem international begehrten Spieler – ausschlagend dafür natürlich auch die grandiosen Leistungen während der WM 2010, wo er Deutschland bis ins Halbfinale führte.
Als im Sommer 2010 Real Madrid anfragt, muss Mesut Özil nicht lange überlegen. In Spanien – an der Seite von Weltstar Cristiano Ronaldo – erhofft er sich einen weiteren Karrieresprung. Real zahlt 18 Millionen Euro an Werder Bremen. Die Erwartungen an Özil sind groß – und er erfüllt sie. Als er einmal eine Schwächephase hat und ein Platz auf der Ersatzbank droht, legt Özil einen Gang zu und enteilt seiner Konkurrenz so, dass sein Platz nie wirklich in Gefahr gerät. Mit Cristiano Ronaldo hat er einen mächtigen Fürsprecher im Klub. „Ich liebe es, mit ihm zusammenzuspielen. Er hat mich besser gemacht“, wird der Portugiese im Buch zitiert. Ein großes Lob von einem Weltstar für den anderen.
Nach drei Jahren dann das Aus bei Real und der Wechsel zu Arsenal, wo er mit offenen Armen empfangen wird und auf zwei weitere deutsche Nationalspieler trifft: Per Mertesacker und Lukas Podolski. Der sagt über seinen neuen Mitspieler: „Es macht einfach nur Spaß, mit ihm auf dem Platz zu stehen. Mesut versteht den Fußball wie nur wenige. Seine Pässe sind genial, sein linker Fuß ebenfalls. Auch die Verständigung während des Spiels klappt hervorragend.“
Mit diesen Lobhudeleien könnte man endlos weitermachen. Mesut Özils Weg ist noch lange nicht beendet. In Deutschland hoffen sie, dass er die DFB-Elf 2014 in Brasilien zum Titel führt. Wer noch mehr über diesen grandiosen Fußballer wissen möchte, sollte sich das Buch anschaffen, das mit faszinierenden Fotos von der bisherigen Karriere Özils abgerundet wird.
Buchtipp: Ansgar Brinkmann – „Der weiße Brasilianer“
Wenn man als deutscher Fußballer als „weißer Brasilianer“ bezeichnet wird, kann man nicht so viel falsch gemacht haben in seiner Karriere. Ansgar Brinkmann war nie Deutscher Meister, kommt auf 59 Bundesligaspiele und über 300 Zweitliga-Partien, spielte für Osnabrück, Münster, Bielefeld und Gütersloh. Er hat nie ein Länderspiel bestritten, obwohl viele Trainer in ihm großes Potenzial gesehen haben. Dennoch war Brinkmann eine der schillerndsten, sympathischsten und wohl auch schrägsten Figuren im deutschen Fußball.

Ansgar Brinkmann „Der weiße Brasilianer“. 2. Auflage 2011, 208 Seiten, 26 Farbfotos, 14 S/W Fotos, 2 S/W Abbildungen, Format 13,3 x 21,7 cm, gebunden mit Schutzumschlag, Delius Klasing
Der ehemalige Nationaltrainer Berti Vogts sagte mal: „Du müsstest 50 Länderspiele haben.“ Seine Eskapaden ließen eine Nationalmannschafts-Karriere wohl nicht zu. Brinkmann erklärt das unter anderem so: „Ich trank kaum Alkohol, aber wenn ich trank, dann richtig.“ In Osnabrück schnappte ihn die Polizei: Trunkenheit am Steuer. Brinkmann flüchtete aus dem Polizeiwagen, türmte quer durch die Stadt und versteckte sich auf einem Garagendach: „Nüchtern hätte ich das nie geschafft.“
Er kam straffrei davon. „Die Quintessenz dieser Geschichte sollte sein, dass ich nichts zu befürchten hatte? Aber es war so. Die Polizisten hatten Fehler gemacht. Sie hätten nicht mit meinem Porsche fahren dürfen, hätten besser auf mich Acht geben müssen. Sie hatten mir die Chance verschafft zu flüchten, ich hatte sie genutzt. Einen Tag später, so hatte es mir der Anwalt geraten, ging ich zur Polizeistation und verlangte meine Schlüssel und das Auto zurück. Ich erzählte auf dem Revier, dass die Polizisten lediglich mit meinem Porsche fahren wollten, ich sie freundlicherweise gelassen hatte, dass es mir dann aber zu lange gedauert hätte und ich abgehauen wäre. So stand es dann auch in der Zeitung. Die Polizisten waren natürlich nicht erfreut, nahmen es mir aber auch nicht allzu krumm. Es war unglaublich. Ich musste keinen Cent bezahlen, wurde überhaupt nicht belangt. Ich hatte wahnsinniges Glück.“
Es ist nur eine von vielen Anekdoten. Nachlesen kann man diese in seiner Biografie „Ansgar Brinkmann – Der weiße Brasilianer“ (Delius Klasing Verlag). Über seine Anfänge im Fußball und seine Kindheit schreibt Brinkmann: „Ich war ein eher zurückhaltendes, introvertiertes Kind. Nur wenn es um Sport ging, lief ich vorneweg.“ Der Fußball „war eine Droge. Und ich war süchtig. Ich wusste schon früh: Da kann mir keiner was.“ Ein Problem war, dass er unter Asthma litt. „Wenn ich Fußball spielte oder draußen herumlief, war mir nichts anzumerken. Aber sobald ich zur Ruhe kam, ging es los. Husten bis zur Atemnot.“ Trotzdem setzte er sich später durch. Es folgte eine beeindruckende Profi-Karriere. „Es wurde mit der Zeit zwar schwächer, aber erst mit 18 hatte ich fast keine Probleme mehr – einer von vielen Kämpfen in meinem Leben, den ich schließlich gewann.“
Und ehemalige Weggefährten sind voll des Lobes über Ansgar Brinkmann: „Ansgar war ein total begnadeter Fußballer mit hervorragender Technik. Er hatte unglaublich viele Tricks drauf und war neben dem Platz ein Typ, der immer zu einem Spaß bereit war und mit dem man viel lachen konnte. Deshalb ist der Spitzname „weißer Brasilianer“ absolut berechtigt“, sagte der ehemalige Nationalspieler Bernd Schneider. Das Buch widmet Ansgar Brinkmann seinen Fans, schreibt: „Für die Fans, die mich immer unterstützt haben.“ Das werden sie auch weiter tun. Und vergessen werden sie ihn schon mal gar nicht.
Völlig verrückt: Lennon, Jackson und Gandhi spielen in einem Klub!
John Lennon (21) macht bei Atlético Goianiense auf der Außenbahn die Musik, Mahatma Gandhi (21) sorgt im Mittelfeld für Ruhe und Michael Jackson (25) tanzt im Sturm die Verteidiger aus… Was für ein Trio! Gibt es nicht? Gibt es doch! Der brasilianische Zweitligist Atlético Goianiense hat dieses „Star-Trio“ unter Vertrag.
Michael Jacksons vollständiger Name ist Carlos Adriano de Sousa Cruz. Seinen Spitznamen bekam er, weil er nach seinen Toren die „Tanzmoves“ des verstorbenen Popstars imitiert.
Nun will er den „Moonwalk“ an der Seite von John Lennon Silva Santos (bekam den Namen von seinem Vater, der großer Beatles-Fans war) und Mahatma Gandhi Heber Pio tanzen. Brasilianische Fußballer und ihre Namen: Vornamen und Familiennamen spielen keine Rolle, es sind die Spitznamen die zählen.
Übrigens: Im Kader von Atlético steht auch ein Spieler mit dem Namen Rafael Gladiador (Gladiator).
Mesut Özil wechselt zu Arsenal – beste Entscheidung für alle Seiten
In den letzten Jahren wurde Arsene Wenger immer wieder für seine verhaltene Transferpolitik kritisiert. Auch in diesem Sommer hielt sich der Coach vom FC Arsenal lange zurück, nur drei neue Spieler kamen bis zum letzten Transfertag dazu; für den Sturm der noch unbekannte französische Nachwuchsstürmer Yaya Sanogo, Mittelfeldspieler Mathieu Flamini, der schon von 2004 bis 2008 für Arsenal spielte, und Keeper Emiliano Viviano, der den etablierten Kräften Lukasz Fabianski und Wojciech Szcesny Konkurrenz machen soll.
Kosten gesamt: 1 Million Euro. Am Montag, dem letzten Tag des Transperiode, wurde es in den letzten Stunden dann turbulent. Laut englischen Medienberichten soll Arsenal kurz vor einer Verpflichtung von Mesut Özil stehen. Der deutsche Nationalspieler saß am letzten Wochenende nur 90 Minuten auf der Bank gegen Athletic Bilbao. Der neue Coach von Real Madrid, Carlo Ancelotti, setzte lieber auf Neuzugang Isco, der auch prompt zwei Tore zum 3:1-Sieg beisteuerte. Özil auf der Abschussliste! Und da kam Wenger dann ins Spiel, der Özil schon 2010 nach London holen wollte – damals entschied sich der 24-Jährige für Madrid.
Kurz vor Mitternacht meldete Arsenal dann Vollzug! Der Transfer-Hammer des Sommers war perfekt. „Arsenal hat den ‚deutschen Messi‘ geholt. Özil ist der kreativste Spieler Europas, seit er bei der WM 2010 die große Bühne betreten hat. Wenger radierte mit dem Transfer das Gehaltsgefüge bei Arsenal aus“, schrieb die englische Zeitung „Sun“. Bei Arsenal soll Özil sieben Millionen Euro im Jahr verdienen, sein Vertrag läuft bis 2018. Rekord-Gehalt und Rekord-Ablöse: 50 Millionen Euro lässt sich der englische Top-Klub Özil kosten. Damit steigt er zum teuersten deutschen Fußballer aller Zeiten auf.
Mesut Özil erklärte, dass er noch in der vergangenen Woche sicher gewesen sei, „dass ich bei Real bleibe. Ich habe dann aber doch gemerkt, dass ich nicht das Vertrauen des Trainers und der Verantwortlichen hatte. Aber ich bin ein Spieler, der dieses Vertrauen braucht.“ Bei den Gunners habe er dieses Vertrauen nach längeren Telefonaten mit Teammanager Arsene Wenger (63) sofort gespürt. Zudem freue er sich auf seine neuen Mannschaftskollegen Lukas Podolski (28) und Per Mertesacker (28). Drei deutsche Nationalspieler in einem englischen Klub – das gab es noch nie!
Arsenal ist kurz nach Saisonbeginn in England ein Königstransfer gelungen und steigt damit zum Titelkandidaten auf. Auch Manchester United wollte Özil im letzten Moment verpflichten, da war die Entscheidung für Arsenal aber schon gefallen. Und auch die Real-Fans hatten bis zuletzt auf einen Verbleib von Özil gehofft – trotz des 100-Millionen-Euro-Zugangs Gareth Bale. Nach der Länderspielpause beginnt für Mesut Özil, der bei Arsenal die Nummer elf bekommt, das Insel-Abenteuer.
In Madrid geschasst, bei Arsenal mit offenen Armen empfangen – Özil hat am Ende alles richtig gemacht. Und die Fans der deutschen Nationalmannschaft können über den Wechsel auch froh sein. Denn durch den Wechsel ist sichergestellt, dass Özil in der WM-Saison regelmäßig im Verein zum Einsatz kommt und somit topfit für die Weltmeisterschaft in Brasilien ist, wo Deutschland schließlich den Titel holen will. (ab)
Real Madrid: 100 Millionen Euro für einen „No-Name“?
KOMMENTAR
Gareth Bale ist ein talentierter und wirklich begnadeter Fußballer. Dies sollte keiner in Abrede stellen. Seine Arbeit auf der linken Seite war bei den Tottenham Hotspur überragend.
Aber die Rekordsumme von Cristiano Ronaldo knacken? Als der Portugiese für die damalige Rekordsumme von 94 Millionen Euro seinen Weg von Manchester United zu Real Madrid antrat, war er bereits mehrmaliger englischer Meister und Supercup-Sieger sowie einmaliger FA-Cup-Sieger. Er führte die Elf von Trainer-Legende Sir Alex Ferguson zum Champions-League-Titel 2008 und zur Klub-Weltmeisterschaft im selben Jahr. Er kam als Europas Fußballer des Jahres und Weltfußballer zu den Königlichen.
Der legendäre Zinedine Zidane war italienischer Meister, Pokal- und Supercup-Sieger. Zudem vereinte er die Europa- und Weltmeisterschaft auf sich. In den Top 5 sind auch Zlatan Ibrahimovic und dessen Wechsel zum FC Barcelona vertreten. Auch er brachte einen ganzen Schrank voller Titel mit: Fünf Meisterschaften Italien, hinzu kommen noch zwei Supercup-Siege und vier Titel mit Ajax Amsterdam. Kaka komplettiert die Top 5, als er für 65 Millionen Euro von Milan zu Real ging. Auch er war immerhin Weltmeister, italienischer Meister, Champions-League-Sieger und Klub-Weltmeister.
Und was hat Gareth Bale? Den Liga-Pokal Englands. Den unbedeutendsten Titel auf der Insel. Bei allem Respekt vor Swansea City, ich gönne Gerhard Tremmel den Pokal von ganzem Herzen, doch für einen 100-Millionen-Mann erwarte ich den einen oder anderen mehr. Während sich die restlichen Vieren nicht nur mit den wichtigsten Titeln im Weltfußball schmücken dürfen, haben sie auch unter Trainern wie Fabio Capello, Jose Mourinho, Marcello Lippi, Carlo Ancelotti oder Sir Alex Ferguson ihre Klasse bewiesen.
Bale spielte lang unter Harry Redknapp und Andre Villas-Boas. Letztgenannter ist ganz sicher auch ein ausgezeichneter Coach, muss sich aber ebenso noch beweisen und spielt noch lange nicht in einer Liga wie Weltmeister-Trainer Lippi oder „The Special One“.
Gewinnt Real Madrid in dieser Saison nicht mindestens die Champions League und einen Titel gegen den FC Barcelona, dann ist die Rekordsumme von 100 Millionen Euro für einen „No-Name“ schon nicht mehr gerechtfertigt.
Buch-Empfehlung: „Brasilien – Land des Fußballs“
In knapp einem Jahr startet die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Die Fans freuen sich auf Sonne, Samba und schönen Fußball. Die deutsche Nationalmannschaft ist so gut wie qualifiziert, Jogi Löw und sein Team gehen als großer Favorit in das Turnier. Neben dem Ausrichter Brasilien, dem „Land des Fußballs“.
So ist auch der Titel eines neuen Buches über den Fußball am Zuckerhut. Der Autor Martin Curi lebt seit 2002 in Brasilien, er ist nah am Geschehen und den Vorbereitungen auf das große Turnier dran. Er ist in zwei Jahren 30.000 Kilometer weit gereist, um alle zwölf WM-Städte zu besuchen. Er weiß also, wovon er spricht bzw. schreibt.
„Ich möchte eine kritische Position einnehmen und eine Seite abseits der üblichen Stereotypen aufzeigen. Ich werde kein Samba oder halbnackte Frauen zeigen. Ich will den brasilianischen Fußball so präsentieren, wie er ist“, hat Curi 2012 in einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ gesagt. Und das macht er. Curi schreibt nicht nur über Mainstream-Themen, er beschreibt, wie die Enttäuschungen bei den Fußball-Weltmeisterschaften 1950 im eigenen Land, 1978 in Argentinien und 1982 in Spanien zu Identitätskrisen im Land geführt haben.
Denn das stimmte nicht mit dem überein, was der brasilianische Fußball nämlich eigentlich ist: eine Erfolgsgeschichte. Keine andere Nationalmannschaft ist öfter Weltmeister geworden (5-mal) und kein Land bringt jedes Jahr so viele erstklassige Fußballer raus, die sich auf die ganze Welt verteilen. Pelé, Ronaldinho, Rivaldo, Romario, Ronaldo – sie alle sind Ballzauberer, die die Sehnsucht der Fans nach hoher Fußballkunst erfüllen.
Curi wirft aber auch einen kritischen Blick auf die „Fußballspieler, die zu den erfolgreichsten Exportartikeln Brasiliens gehören“. In dem Kapitel „Zwei Brasilianer in Brandenburg“ erzählt er von Osvaldo Proenca und Clemilton „Chuchu“ Martins, die in den Niederungen des deutschen Fußballs gelandet sind. Matin Curi hat herausgefunden, dass 2010 über 70 brasilianische Fußballer in Deutschland aktiv waren – viel mehr, als in der Bundesliga spielen. Wie landen sie in Orten wie Neuruppin? Warum versuchen andere Brasilianer ihr Glück in „fußballerischen Entwicklungsländern wie Albanien, Kasachstan, Vietnam oder Haiti“?
Es sind diese Kapitel und Hintergundgeschichten, die das Buch so interessant für den Leser machen. Aber Curi schreibt auch: „Weltweit findet der Stil der Selecao Bewunderer und begeisterte Fans. Während Fußballfans auf der ganzen Welt verwundert registrierten, dass die FIFA Länder wie die USA, Korea oder Katar als Austragungsort für Fußball-Weltmeisterschaften auswählt, freute sich jedermann über die Vergabe der WM 2014 nach Brasilien.“
Das stimmt. Denn Brasilien ist Fußball. Die Vorfreude ist groß. Und das Buch „Brasilien: Land des Fußballs“ die perfekte Vorbereitung, sich über das runde Leder im größten Land Südamerikas zu informieren und sich auf die WM einzustimmen.