Jogo Bonito im Land der Gauchos – EC Nova Petrópolis

Ein Ball, zwei Tore und ein paar Kameraden zum Spielen. Mehr braucht es nicht, um das Jogo Bonito zumindest zu zelebrieren. Nur ein wenig mehr braucht es in Nova Petrópolis in Rio Grande do Sul. Eine Stadt, 20.000 Einwohner, ein Klub in einer Bezirksklasse.

Was im Deutschen immer wieder gern als „Kreisklasse-Niveau“ bezeichnet wird, reicht in Brasilien voll und ganz aus. Der Platz des EC Nova Petropólis ist klein, der Rasen mit kleinen Hügeln übersäht. Bei meinem Besuch duftete es nach frischer Farbe, die an den Wänden und Zäunen des Vereinshauses klebte.

Am Eingang begrüßten drei Chimarrão trinkende Männer den Gast aus dem fernen Deutschland. Auf meine Frage, ob ich denn auch Fotos machen dürfe, antworteten sie zugleich mit einem freundlichen ‚Ja’. Das Gittertor wurde beiseite geschoben und ich betrat das erste Mal ein brasilianisches Fußballfeld.

Auf der linken Seite saßen ein paar Vögel, die am ungleichmäßig gewachsenen Gras knabberten, meine Begleiterin warnte mich zugleich, dass sie sehr aggressiv seien und man ihnen besser nicht zu nahe käme. Mein Weg führte mich hinüber zum Kabinentrakt. In der Mitte der Eingang zu den Umkleiden der Hausherren, links der Stand der Polizei und rechts die Räume für die Unparteiischen.

Trikots hängen über den Mauern, Müll liegt vor den Türen. Es ist alles ein wenig anders als von kleinen deutschen Klubs gewohnt. Die Kabinen dunkel, das Metall rostig und das Holz knackst. Die VIP-Lounge darüber ist mit Gittern geschützt. Daneben ragt eine längst baufällige Tribüne in den Himmel. Die Farbe bröckelt von den Steinen, der Wachhund fühlt sich hier pudelwohl.

Waren die Kabinen der Hausherren schon ein Novum für meine Augen, so sind sie vom Anblick der Gästeumkleiden nahezu geschockt. Auf der anderen Spielfeldseite, in einer Ecke steht ein kleines Haus. Hier sind die Duschen und die Räume für die jeweiligen Gäste untergebracht. Im Ausmaß und der Qualität weder mit denen der Hausherren zu vergleichen noch mit den gewohnten aus deutschen Gefilden. Hier sind die Kabinen noch dunkler, das Metall rostiger und das Holz knackst lauter.

Bei all den augenscheinlich fälligen Reparaturen sitzen die Männer am Eingang stets seelenruhig. Der Chimarrão wird wieder mit heißem Wasser aufgefüllt, die Arbeit mit der Farbe in Ruhe fortgesetzt. Die Hektik aus deutschen Vereinen gebe es nicht, meint der eine, es sei dennoch alles gut, der andere.

Recht haben sie. Alles was es zum Fußballspielen braucht, haben sie. Zwei Tore, sogar mehr Bälle und dazu noch zwei Kabinentrakte. Wild romantisch würden einige sagen, bodenständig und einfach purer Fußball meine ich.

Ach und die zwei, drei Jugendlichen, die während meines Besuches gegen den Ball getreten haben, hatten vielleicht nur brasilianisches „Kreisklasse-Niveau“, in Deutschland sehnt sich jeder noch so kleine Klub nach solchen Talenten, die im Land von Pelé vielleicht noch nicht einmal bemerkt werden…

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Veröffentlicht am 13/10/2013 in Fußball International, WM 2014 und mit , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Ein Kommentar.

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