Caxias vibrierte unter den Füßen von Gremio und Internacional
Das Gre-Nal, Gremio Porto Alegre gegen Internacional. Ein Derby der Gegensätze. Am Sonntag wurde es wieder ausgetragen. Dieses Mal im kleinen, intimen Estadio Centenario in Caxias do Sul.
Das Spiel ist noch gar nicht angepfiffen. Der Spielbeginn ist noch weit weg, doch das Stadion bebt. Die Inter-Fans klopfen an den Zaun, der sie eingrenzt. Sie springen, singen lautstark, schreien sich das erste Mal die Seele aus dem Leib. Der Grund ist schnell ausgemacht. Der Mannschaftsbus von Gremio ist eingebogen und unter der Beobachtung der Colorado unter der Arena verschwunden.
Ein zweites Mal höre ich diese Lautstärke als Gremio zum Warmmachen auf das Feld kommt. Den Anfang macht der Keeper. Mit Dida steht kein Unbekannter im Tor Gremios. Ganz im Gegenteil. Der langjährige Nationalkeeper und Weltmeister 2002 wird dennoch ausgepfiffen und mit Flüchen belegt. Als Internacional den Rasen betritt bebt das Stadion aufs Neue. Ich spüre die Vibrationen, die Lautstärke ist ohrenbetäubend.
Einer wird ganz besonders gefeiert: Andres D’Alessandro. Der ehemalige Wolfsburger ist in Porto Alegre zur rot-weißen Legende geworden. D’Ale, D’Ale-Rufe hallen ihm entgegen. Der Kapitän reckt die Arme in die Höhe, stimmt seine Fans ein. Diese feiern ihn und das gesamte Team.
Das Spiel wird angepfiffen. Etwas zu spät, aber der Pfiff ertönt. Nur wenige Minuten sind auf der Uhr abgelaufen, da scheppert es das erste Mal. Raketen steigen neben dem Stadion in die Luft. Feuerwerk brennt ab, Inter hat getroffen! Sie führen gegen den verhassten, kleineren Stadtrivalen. Schnell singen die Fans euphorisch „Segunda Divisao“ in Richtung der Gäste-Anhänger.
Kurz vor der Halbzeit dann der tiefe Schock in den Gliedmaßen. Gremio gleicht aus, Jackson hat ins eigene Tor getroffen, liegt am Boden und ist untröstlich. Ein Eigentor im brisanten Derby! Was kann es Schlimmeres geben!
Inter wackelt danach, die Fans können sie nicht stützen und lassen sie fallen. Das zweite Gegentor nach einem zu leichten Fehler, niemand singt mehr, kein vibrieren spüre ich unter meinen Füßen.
Langsam fängt sich das Team auf dem Platz, langsam fangen sich die Anhänger auf den Rängen wieder. Als der Schiedsrichter auf den Punkt von Gremio und D’Ale den Ausgleich erzielt, kennt die Arena kein Halten mehr. Niemand kann diese Masse nun noch stoppen. Das Singen, Klatschen, Springen ist zurück. Zum Sieg reicht es dennoch nicht mehr.
Der Schiedsrichter pfeift ab, wird von der Militärpolizei, wie in Brasilien üblich, in die Kabine geleitet. Es war auch die Polizei, die die Einlasskontrollen durchführte. Es war aber auch sie, die für meine Augen, kaum in und um das Stadion vertreten war. Mehr Polizei sei zu teuer, sagt mir mein Platznachbar, als ich ihn darauf anspreche.
Durch zwei schmale Ausgänge bahne ich mir nun den Weg nach draußen. Hier warten einige Polizisten mehr, die sich angeregt über das Spiel unterhalten. Außen angelangt schlängelt sich eine Welle an kleinen mobilen, improvisierten Grillständen vorbei, langsam gen Autos.
Das Spektakel ist vorbei. Übrig bleibt eine Unmenge an Müll und der frohe Blick in die Zukunft, das nächste Gre-Nal wieder in Porto Alegre im geliebten Beira-Rio spielen zu können.
Veröffentlicht am 21/10/2013 in Fußball International, WM 2014 und mit Brasilien, Gre-Nal, Gremio Porto Alegre, Internacional Porto Alegre getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.
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