Archiv der Kategorie: Fußballbücher

„Fußball Brasil“: Fußball in Brasilien verstehen lernen

Die WM in Brasilien ist schon wieder Geschichte. Vier Wochen Tore und Spannung satt. Eine ausgelassene Stimmung, die vorher so niemand für möglich gehalten hat. Und am Ende mit einem sensationellen Ausgang für das deutsche Team: Weltmeister! Endlich der vierte Stern!

Was bleibt noch in Erinnerung von der WM 2014?

Vor allem die beeindruckenden Bilder aus dem ganzen Land. Brasilien bewies: Nirgendwo sonst hat dieser Fußball eine solche Macht und Magie wie im größten Land Südamerikas. Das Leiden und Mitleid mit der brasilianischen Mannschaft – das vergisst man nicht.

Wer noch einmal verstehen will, was Fußball dem Land bedeutet, sollte sich den wunderschönen Bildband „Fußball Brasil“ des argentinischen Fotografen Christopher Pillitz zur Hand nehmen. Pillitz braucht dabei nicht viel Text, um das Schöne, Einzigartige und das Mysteriöse des Sports zu erklären. Er lässt Bilder sprechen: einfache Holztore am Wasser, die Christus-Statue an der Copacabana mit einer brasilianischen Flagge in der Hand, ein Fußballplatz auf dem Dach eines Hochhauses oder auf einer Bohrinsel. Und klar: Überall kickende Leute, junge und alte – und fußballbegeisterte Mönche.

Sieht man diese Bilder, bekommt man selbst Lust zu spielen. Sie strahlen eine Magie aus. Christopher Pillitz begrenzt sich dabei allerdings nicht nur auf das Schönes des Spiels, sondern er zeigt auch Fotos von Hinterhöfen und Schrottplätzen, wo Fußball gespielt wird. Der Fußball wird dort als Möglichkeit gesehen, dem tristen Alltag zu entfliehen.

„Fußball Brasil“ ist ein buntes und interessantes Buch. Wertvoll nicht nur für fußballbegeisterte Leser.

Christopher Pillitz "Fußball BRASIL", Gebundenes Buch, Pappband, 192 Seiten, 24,0 x 28,0 cm, 175 farbige Abbildungen ISBN: 978-3-7913-4895-7 € 29,95 [D] | € 30,80 [A] | CHF 40,90 *

Christopher Pillitz „Fußball BRASIL“, Gebundenes Buch, Pappband, 192 Seiten, 24,0 x 28,0 cm, 175 farbige Abbildungen
ISBN: 978-3-7913-4895-7
€ 29,95 [D] | € 30,80 [A] | CHF 40,90 *

 

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Lionel Messi – der wohl beste Fußballer unserer Zeit

Er ist vierfacher Weltfußballer, einmal Europas Fußballer des Jahres, Spanischer Meister, Champions-League-Sieger. Und, und, und. Diese Liste der Erfolge könnte man noch einige Zeilen fortführen. Es geht um Lionel Messi. Superstar des FC Barcelona und Hoffnungsträger Argentiniens bei der WM in Brasilien, wo Messi und Co. endlich den dritten WM-Titel nach 1978 holen sollen.

Messi, das verlorene Kind

Eine große Last auf den Schultern des 169 Zentimeter großen Mannes. Doch Messi hat es über all die Jahre gelernt, sich durchzusetzen. Mit 13 Jahren ist er nur 1,40 Meter groß. Er leidet unter Wachstumsstörungen und Hänseleien. Sein Heimatklub will die Behandlung mit Wachstumshormonen nicht bezahlen, also nimmt ihn sein Vater, Jorge Messi, an die Hand und bringt ihn nach Spanien, wo er einen Vertrag beim FC Barcelona unterschreibt – auf einer Serviette.

Mit 13 Jahren verlässt er seine Heimat, um nach Spanien zu gehen. Für ein Kind nicht ganz einfach. Guillem Balague beschreibt die Szenerie eindrucksvoll in seiner neuen Biographie „Messi“: „Er machte den Eindruck eines verlorenen Kindes. Seine düstere Stimmung wollte sich (…) einfach nicht aufhellen.“ Aber er war sich auch bewusst, dass ihn jede Flugmeile von Rosario über Buenos Aires bis nach Barcelona „auch seinem Traum näher“ brachte. Seinem Traum von einer großen Fußballer-Karriere.

Guardiola dankt Messi

Guillem Balague ist eine eindrucksvolle Biographie von dem wohl besten Fußballer unserer Zeit gelungen. Er nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Karriere Messis, zeigt Erfolge und Rückschläge auf, zu sehen sind beeindruckende Bilder. Er lässt Leute zu Wort kommen, die Lionel Messi begleitet haben. Allen voran Pep Guardiola, der seit letztem Sommer den FC Bayern München trainiert, kennt den kleinen Argentinier wohl besser als jeder andere. Über vier Jahre war er sein Trainer in Barcelona, zusammen feierten sie mehrere Meisterschaften und Pokalsiege. Guardiola sagt: „Ich kann meinen Enkelkindern erzählen: Ich habe Lionel Messi trainiert.“ Bei seinem Abschied 2012 aus Barcelona sagt er: „Danke für alles, Leo.“

Lionel Messi gilt nicht als einfacher Spieler, er ist zurückhaltend und steht nicht gern in der Öffentlichkeit. Während sich andere Superstars wie sein größter Widersacher, Cristiano Ronaldo, und sein Mitspieler in Barcelona, Neymar, gern überall präsentieren und vor Kamers posieren, wählt Messi oft den Gang durch die Hintertür. Er braucht das große Brimborium nicht. Lionel Messi will nur Fußball spielen. Und das macht er sehr erfolgreich.

Den Ball übergibt er seinem Sohn

Was man oft vergisst: Lionel Messi ist erst 26, hat einen Großteil seiner Karriere noch vor sich. Trotzdem wirft Balague schon einmal einen Blick voraus. Im November 2012 wird Messi zum ersten Mal Vater, sein Sohn Thiago kommt zur Welt. Und er nimmt die Rolle gleich an. „Jetzt ist er derjenige, den alle knuddeln, und ich lerne, ein Vater zu sein“, erzählt Messi in einem Interview. Balague wirft schon mal einen Blick voraus: „Eines Tages wird er mit Thiago in den Park gehen, um Fußball mit ihm zu spielen. Wenn Thiago zehn ist, ist Leo 37. Und an ihn wird er den Ball abgeben.“

Ein schöner Satz, eine schöne Vorstellung. Aber soweit wollen die Fußballfans dann doch noch nicht denken. Erst einmal freuen sie sich auf Lionel Messi bei der WM in Brasilien. Bei der Weltfußballer-Gala 2012 sagte Messi: „Jetzt möchte ich noch besser werden, mehr Titel gewinnen, damit ich noch mehr schöne Erinnerungen habe. Ich möchte weiterhin Dinge erreichen, an die ich mich immer erinnern werde.“ Die anderen 31 Mannschaften sollten sich also lieber in Acht nehmen.

Weltfußballer Lionel Messi

Weltfußballer Lionel Messi

Edel Books,  Seiten 560 (20 Bilder), Format (cm) 21.5 x 14.5 x 4, ISBN 9783841902696, Autor Guillem Balagué, Ladenpreis 24,95 Euro

 

Jeder träumt davon: „Die Nationalelf: Momente für die Ewigkeit“

Geschafft. Auch das letzte WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden hat die deutsche Nationalmannschaft erfolgreich gestaltet: 5:3 hieß es nach 90 Minuten. Am Ende der Qualifikation stehen damit neun Siege und nur eine Niederlage nach zehn Spielen – eine mehr als beeindruckende Bilanz, die das Team von Bundestrainer Joachim Löw automatisch zu einem Titelkandidaten für die WM im nächsten Jahr in Brasilien macht.

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1. Auflage, 240 Seiten, 113 Farbfotos, 53 S/W Fotos, Format 27,8 x 29,7 cm, gebunden mit Schutzumschlag, Delius Klasing

Das Vertrauen ins deutsche Team ist groß. Nach den verpassten Chancen bei den letzten vier großen Turnieren, soll es endlich wieder klappen mit einem Titel. Drei Mal hat es bei einer WM schon geklappt: 1954, 1974 und 1990. Dazu kommen drei EM-Titel: 1972, 1980 und 1996. Der DFB ist der größte Sportverband der Welt und einer der erfolgreichsten. Die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes und der Nationalelf ist lang und spannend. Es gab viele Momente, die einem ewig in Erinnerung bleiben.

Der Journalist Alexander Laux hat die Geschichte der Nationalmannschaft in einem Buch zusammengefasst: „Die Nationalelf: Momente für die Ewigkeit“. Er schreibt über die schönsten Spiele und bittersten Niederlagen, von Helden und tragischen Figuren. Dazu lässt Laux viele ehemalige und aktuelle Nationalspieler zu Wort kommen. Abgerundet wird das Werk von vielen tollen Abbildungen.

Diese lassen einen in Erinnerungen schwelgen, oder lassen einen an Spielen und Ereignissen teilhaben, die man selbst so nicht miterlebt hat. Warum ist die Geschichte der DFB-Elf so faszinierend? Der ehemalige Welttorhüter Oliver Kahn versucht es im Buch zu erklären: „Jeder junge Fußballer träumt davon, einmal in diesem Trikot auf dem Rasen zu stehen. (…) Er träumt davon, in ein Stadion einzulaufen, die Hände hinter dem Rücken zu verschränken, die Brust herauszustrecken und dann die Hymne mitzusingen. (…) Wenn dein Traum Wirklichkeit wird, kommen diese Bilder wieder in dir hoch. Und vor deinem geistigen Auge spazieren deine deutschen Legenden entlang.“

Der Zauber der Nationalelf. Wer ihn einmal erleben möchte, sollte sich dieses Buch zulegen.

Pep Guardiola – „Der begehrteste Trainer der Welt“

Am 24. Juli 2013 begann beim FC Bayern München eine neue Zeitrechnung. Klar, etwas Ähnliches wurde auch geschrieben, als Jürgen Klinsmann oder Louis van Gaal das Traineramt beim deutschen Rekordmeister übernahmen. Aber die Ankunft von Pep Guadriola in München wurde gefeiert und zelebriert – so etwas hatte es selbst bei den Bayern noch nicht gegeben.

Man kann wohl von der größten und medienwirksamsten Presseveranstaltung in der Geschichte des Klubs sprechen. Der erste Auftritt von Guardiola lockte mehr als 200 internationale Journalisten in die Münchener Allianz Arena, Kamerateams sendeten Live-Bilder in die ganze Welt hinaus. Und was machte Pep? Er setzte sich auf seinen Platz, locker und entspannt grüßte er die Runde: „Guten Tag, grüß Gott, meine Damen und Herren.“

Der ehemalige Weltklassespieler hatte angekündigt, seine erste Pressekonferenz und das erste Training in Deutsch halten zu wollen – und das tat er. Der Einstieg in seinen neuen Job hätte trotzdem leichter sein können, schließlich hatte sein Vorgänger, Jupp Heynckes, gerade erst die erfolgreichste Saison des FC Bayern mit dem Triple abgeschlossen. Aber Pep Guardiola wäre nicht Pep Guardiola, wenn er die Herausforderung nicht sofort angenommen hätte. Er wollte nur zu den Bayern – trotz Millionen-Offerten aus England und Italien.

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„Guardiola – Der Fußball-Philosoph“, 256 Seiten, 14,90 Euro, ISBN: 978-3-7307-0042-6

Und der Erfolg in den ersten Wochen gibt ihm Recht. Nach leichten Startschwierigkeiten, hat er den Bayern seine Art Fußball spielen zu wollen eingeimpft. Wie schon in der letzten Saison dominieren sie in allen Wettbewerben. Die geäußerte Verwunderung und Kritik, unter anderem am verlorenen Supercup-Finale gegen Borussia Dortmund oder die Verschiebung Philipp Lahms von der rechten Abwehrseite ins defensive Mittelfeld, ist längst verpufft. Pep Guardiola hat sich von alledem nicht ablenken lassen, er verfolgt konsequent seinen Weg.

Doch wer ist eigentlich Josep „Pep“ Guardiola i Sala? Was zeichnet ihn aus? Wie erklären sich seine Erfolge? Dietrich Schulze-Marmeling hat den Weg des „begehrtesten Trainers der Welt“ genau verfolgt und nun in der Biographie „Guardiola – Der Fußball-Philiosoph“ aufgeschrieben. Er erzählt, wie Guardiola zum Strategen des Dream-Teams in Barcelona wurde, von Reibereien mit Louis van Gaal und von seinem Weg zum ersten „Sextuple“-Trainer.

Dietrich Schulze-Marmeling zeichnet ein genaues Bild von Guardiola und seinem Weg vom Weltklasse-Spieler zum Weltklasse-Trainer. Den Weg eines – trotz seiner vielen Erfolge – bescheidenen Mannes, der einmal auf die Frage „Macht Pep Guardiola große Mannschaften oder machen große Mannschaften Pep Guardiola?“ antwortete: „Mein Verdienst ist nur, dass ich gute Spieler habe. Sucht bitte keine anderen Erklärungen.“

Schon viel erreicht, aber das war erst der Anfang: „Mesut Özil – Auf dem Weg zum Weltstar“

Der Wechsel von Mesut Özil von Real Madrid zum FC Arsenal war der Transfer des Sommers. Coach Arsene Wenger, der in den letzten Jahren immer wieder für seine verhaltene Transferpolitik kritisiert wurde, gelang mit dem 50-Millionen-Euro-Neuzugang ein Überraschungs-Coup. „Arsenal hat den ‘deutschen Messi’ geholt. Özil ist der kreativste Spieler Europas, seit er bei der WM 2010 die große Bühne betreten hat“, schrieb zum Beispiel die englische Zeitung „Sun“.

Die ganze Fußball-Welt gratulierte Arsenal und Wenger für die Verpflichtung Özils. In Madrid schien nach der Verpflichtung vom neuen Trainer Carlo Ancelotti und Spielern wie Isco kein Platz mehr für den deutschen Nationalspieler zu sein. Inzwischen – trotz einiger Störfeuer, die man aus Spanien vernimmt – vermisst ein Großteil der Madrilenen Mesut Özil. Besonders die Fans, bei denen der Mittelfeldspieler sehr beliebt war.

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Mesut Özil – Auf dem Weg zum Weltstar. 1. Auflage 2012, 136 Seiten, 99 Farbfotos, 5 S/W Fotos, Format 21,9 x 28,7 cm, gebunden, Delius Klasing

Was zeichnet Özil aus? Was ist das Besondere an ihm? Diesen Fragen geht die Biografie „Mesut Özil – Auf dem Weg zum Weltstar“ nach. Schon früh heißt es in dem Buch: „Mesut Özils Geschenk an den Weltfußball ist die Verschmelzung mehrerer elementarer Bewegungen des Fußballs zu einer einzigen – einer Geschwindigkeit, die ihresgleichen sucht.“ Özils Weg zu einem der – das darf man ruhig so sagen und schreiben – besten Fußballer der Welt ist ein spannender.

Er lernte das Fußballspielen in einem „Affenkäfig“, einem ausrangierten Bolzplatz, wo er schon früh zum Helden wurde. Özil sagt dazu: „Als ich bei Westfalia Gelsenkirchen spielte, haben wir einmal 12:1 gewonnen. In dem Spiel habe ich, wenn ich richtig zurückdenke, zehn Tore gemacht.“ Es deutete sich an, dass Mesut Özil eine große Karriere vor sich hat. Sein ehemaliger Jugendtrainer, Michael Kulm, beschreibt den jungen Özil so: „Er war in der Kabine sehr zurückhaltend. Aber wenn er den Ball am Fuß hatte, war es mit der Zurückhaltung vorbei.“

Über die Jugend von Rot-Weiß Essen landete Özil bei Schalke 04, wo er sein Potenzial nie ganz ausschöpfen konnte bzw. durfte und nach drei Jahren den Absprung zu Werder Bremen wagte. Hier reifte der inzwischen 25-Jährige zu einem international begehrten Spieler – ausschlagend dafür natürlich auch die grandiosen Leistungen während der WM 2010, wo er Deutschland bis ins Halbfinale führte.

Als im Sommer 2010 Real Madrid anfragt, muss Mesut Özil nicht lange überlegen. In Spanien – an der Seite von Weltstar Cristiano Ronaldo – erhofft er sich einen weiteren Karrieresprung. Real zahlt 18 Millionen Euro an Werder Bremen. Die Erwartungen an Özil sind groß – und er erfüllt sie. Als er einmal eine Schwächephase hat und ein Platz auf der Ersatzbank droht, legt Özil einen Gang zu und enteilt seiner Konkurrenz so, dass sein Platz nie wirklich in Gefahr gerät. Mit Cristiano Ronaldo hat er einen mächtigen Fürsprecher im Klub. „Ich liebe es, mit ihm zusammenzuspielen. Er hat mich besser gemacht“, wird der Portugiese im Buch zitiert. Ein großes Lob von einem Weltstar für den anderen.

Nach drei Jahren dann das Aus bei Real und der Wechsel zu Arsenal, wo er mit offenen Armen empfangen wird und auf zwei weitere deutsche Nationalspieler trifft: Per Mertesacker und Lukas Podolski. Der sagt über seinen neuen Mitspieler: „Es macht einfach nur Spaß, mit ihm auf dem Platz zu stehen. Mesut versteht den Fußball wie nur wenige. Seine Pässe sind genial, sein linker Fuß ebenfalls. Auch die Verständigung während des Spiels klappt hervorragend.“

Mit diesen Lobhudeleien könnte man endlos weitermachen. Mesut Özils Weg ist noch lange nicht beendet. In Deutschland hoffen sie, dass er die DFB-Elf 2014 in Brasilien zum Titel führt. Wer noch mehr über diesen grandiosen Fußballer wissen möchte, sollte sich das Buch anschaffen, das mit faszinierenden Fotos von der bisherigen Karriere Özils abgerundet wird.

Buchtipp: Ansgar Brinkmann – „Der weiße Brasilianer“

Wenn man als deutscher Fußballer als „weißer Brasilianer“ bezeichnet wird, kann man nicht so viel falsch gemacht haben in seiner Karriere. Ansgar Brinkmann war nie Deutscher Meister, kommt auf 59 Bundesligaspiele und über 300 Zweitliga-Partien, spielte für Osnabrück, Münster, Bielefeld und Gütersloh. Er hat nie ein Länderspiel bestritten, obwohl viele Trainer in ihm großes Potenzial gesehen haben. Dennoch war Brinkmann eine der schillerndsten,  sympathischsten und wohl auch schrägsten Figuren im deutschen Fußball.

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Ansgar Brinkmann „Der weiße Brasilianer“. 2. Auflage 2011, 208 Seiten, 26 Farbfotos, 14 S/W Fotos, 2 S/W Abbildungen, Format 13,3 x 21,7 cm, gebunden mit Schutzumschlag, Delius Klasing

Der ehemalige Nationaltrainer Berti Vogts sagte mal: „Du müsstest 50 Länderspiele haben.“ Seine Eskapaden ließen eine Nationalmannschafts-Karriere wohl nicht zu. Brinkmann erklärt das unter anderem so: „Ich trank kaum Alkohol, aber wenn ich trank, dann richtig.“ In Osnabrück schnappte ihn die Polizei: Trunkenheit am Steuer. Brinkmann flüchtete aus dem Polizeiwagen, türmte quer durch die Stadt und versteckte sich auf einem Garagendach: „Nüchtern hätte ich das nie geschafft.“

Er kam straffrei davon. „Die Quintessenz dieser Geschichte sollte sein, dass ich nichts zu befürchten hatte? Aber es war so. Die Polizisten hatten Fehler gemacht. Sie hätten nicht mit meinem Porsche fahren dürfen, hätten besser auf mich Acht geben müssen. Sie hatten mir die Chance verschafft zu flüchten, ich hatte sie genutzt. Einen Tag später, so hatte es mir der Anwalt geraten, ging ich zur Polizeistation und verlangte meine Schlüssel und das Auto zurück. Ich erzählte auf dem Revier, dass die Polizisten lediglich mit meinem Porsche fahren wollten, ich sie freundlicherweise gelassen hatte, dass es mir dann aber zu lange gedauert hätte und ich abgehauen wäre. So stand es dann auch in der Zeitung. Die Polizisten waren natürlich nicht erfreut, nahmen es mir aber auch nicht allzu krumm. Es war unglaublich. Ich musste keinen Cent bezahlen, wurde überhaupt nicht belangt. Ich hatte wahnsinniges Glück.“

Es ist nur eine von vielen Anekdoten. Nachlesen kann man diese in seiner Biografie „Ansgar Brinkmann – Der weiße Brasilianer“ (Delius Klasing Verlag). Über seine Anfänge im Fußball und seine Kindheit schreibt Brinkmann: „Ich war ein eher zurückhaltendes, introvertiertes Kind. Nur wenn es um Sport ging, lief ich vorneweg.“ Der Fußball „war eine Droge. Und ich war süchtig. Ich wusste schon früh: Da kann mir keiner was.“ Ein Problem war, dass er unter Asthma litt. „Wenn ich Fußball spielte oder draußen herumlief, war mir nichts anzumerken. Aber sobald ich zur Ruhe kam, ging es los. Husten bis zur Atemnot.“ Trotzdem setzte er sich später durch. Es folgte eine beeindruckende Profi-Karriere. „Es wurde mit der Zeit zwar schwächer, aber erst mit 18 hatte ich fast keine Probleme mehr – einer von vielen Kämpfen in meinem Leben, den ich schließlich gewann.“

Und ehemalige Weggefährten sind voll des Lobes über Ansgar Brinkmann: „Ansgar war ein total begnadeter Fußballer mit hervorragender Technik. Er hatte unglaublich viele Tricks drauf und war neben dem Platz ein Typ, der immer zu einem Spaß bereit war und mit dem man viel lachen konnte. Deshalb ist der Spitzname „weißer Brasilianer“ absolut berechtigt“, sagte der ehemalige Nationalspieler Bernd Schneider. Das Buch widmet Ansgar Brinkmann seinen Fans, schreibt: „Für die Fans, die mich immer unterstützt haben.“ Das werden sie auch weiter tun. Und vergessen werden sie ihn schon mal gar nicht.

Buch-Empfehlung: „Brasilien – Land des Fußballs“

In knapp einem Jahr startet die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Die Fans freuen sich auf Sonne, Samba und schönen Fußball. Die deutsche Nationalmannschaft ist so gut wie qualifiziert, Jogi Löw und sein Team gehen als großer Favorit in das Turnier. Neben dem Ausrichter Brasilien, dem „Land des Fußballs“.

So ist auch der Titel eines neuen Buches über den Fußball am Zuckerhut. Der Autor Martin Curi lebt seit 2002 in Brasilien, er ist nah am Geschehen und den Vorbereitungen auf das große Turnier dran. Er ist in zwei Jahren 30.000 Kilometer weit gereist, um alle zwölf WM-Städte zu besuchen. Er weiß also, wovon er spricht bzw. schreibt.

„Ich möchte eine kritische Position einnehmen und eine Seite abseits der üblichen Stereotypen aufzeigen. Ich werde kein Samba oder halbnackte Frauen zeigen. Ich will den brasilianischen Fußball so präsentieren, wie er ist“, hat Curi 2012 in einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ gesagt. Und das macht er. Curi schreibt nicht nur über Mainstream-Themen, er beschreibt, wie die Enttäuschungen bei den Fußball-Weltmeisterschaften 1950 im eigenen Land, 1978 in Argentinien und 1982 in Spanien zu Identitätskrisen im Land geführt haben.

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„Martin Curi – Brasilien: Land des Fußballs“, 352 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-7307-0003-7

Denn das stimmte nicht mit dem überein, was der brasilianische Fußball nämlich eigentlich ist: eine Erfolgsgeschichte. Keine andere Nationalmannschaft ist öfter Weltmeister geworden (5-mal) und kein Land bringt jedes Jahr so viele erstklassige Fußballer raus, die sich auf die ganze Welt verteilen. Pelé, Ronaldinho, Rivaldo, Romario, Ronaldo – sie alle sind Ballzauberer, die die Sehnsucht der Fans nach hoher Fußballkunst erfüllen.

Curi wirft aber auch einen kritischen Blick auf die „Fußballspieler, die zu den erfolgreichsten Exportartikeln Brasiliens gehören“. In dem Kapitel „Zwei Brasilianer in Brandenburg“ erzählt er von Osvaldo Proenca und Clemilton „Chuchu“ Martins, die in den Niederungen des deutschen Fußballs gelandet sind. Matin Curi hat herausgefunden, dass 2010 über 70 brasilianische Fußballer in Deutschland aktiv waren – viel mehr, als in der Bundesliga spielen. Wie landen sie in Orten wie Neuruppin? Warum versuchen andere Brasilianer ihr Glück in „fußballerischen Entwicklungsländern wie Albanien, Kasachstan, Vietnam oder Haiti“?

Es sind diese Kapitel und Hintergundgeschichten, die das Buch so interessant für den Leser machen. Aber Curi schreibt auch: „Weltweit findet der Stil der Selecao Bewunderer und begeisterte Fans. Während Fußballfans auf der ganzen Welt verwundert registrierten, dass die FIFA Länder wie die USA, Korea oder Katar als Austragungsort für Fußball-Weltmeisterschaften auswählt, freute sich jedermann über die Vergabe der WM 2014 nach Brasilien.“

Das stimmt. Denn Brasilien ist Fußball. Die Vorfreude ist groß. Und das Buch „Brasilien: Land des Fußballs“ die perfekte Vorbereitung, sich über das runde Leder im größten Land Südamerikas zu informieren und sich auf die WM einzustimmen.

Ein Loblied auf die Champions League

Am kommenden Mittwoch geht es für Schalke 04 wieder um das ganz Große im europäischen Fußball: den Einzug in die Champions-League-Gruppenphase. Brisant: In den Play-off-Spielen geht es gegen Ex-Coach Huub Stevens, der inzwischen PAOK Saloniki trainiert. Nach dem katastrophalen Saisonstart in die Bundesliga, mit nur einem Punkt aus zwei Spielen und schon sieben Gegentoren, verschafft ein Champions-League-Abend vielleicht etwas Ablenkung. Das hoffen sie zumindest auf Schalke.

Dass Schalke auf der großen Fußball-Bühne schon einige grandiose Spiele absolviert hat, lässt sich nicht bestreiten. Überhaupt haben die deutschen Teams die Geschichte der ehemals drei europäischen Wettbewerbe mitgeprägt. Hierbei sei nur mal an die grandiosen, spannenden und schier unglaublichen Europokal-Abende von Werder Bremen erinnert. Natürlich darf der FC Bayern München nicht fehlen; das Finale der Champions League 1999 gegen Manchester United bleibt wohl jedem Fußballfan ewig in Erinnerung. Oder Borussia Mönchengladbachs Spiele in den 1970er Jahren.

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Florian Haupt, Andreas Lampert – 1. Auflage 2011, 144 Seiten, 42 Farbfotos, 45 S/W Fotos, Format 21,6 x 30,5 cm, gebunden, Delius Klasing

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Thomas Lötz, Reinaldo Coddou H. – 1. Auflage 2010, 144 Seiten, 59 Farbfotos, 13 S/W Fotos, Format 21,6 x 30,4 cm, gebunden, Delius Klasing

Eins der kuriosesten Spiele absolvierte wohl Hertha BSC am 23. November 1999 gegen den FC Barcelona im heimischen Olympiastadion. Nebelschwaden verhinderten die Sicht im ganzen Stadion, bis heute weiß niemand so genau, wie trotzdem zwei Tore fallen konnten. Endstand: 1:1.

Viele dieser Spiele fanden in der Champions League, ehemals dem Europokal der Landesmeister, statt. Die „Königsklasse“ zählt inzwischen zu den beliebtesten und erfolgreichsten Wettbewerben weltweit. Das Buch „Die Geschichte der Champions League“ ist in diesem Zusammenhang für Fußballfans ein wahrer Genuss, skizziert es doch noch einmal den rasanten Aufstieg des Wettbewerbs seit seiner Gründung 1992 und bietet dem Fan einen tollen Überblick über alle Spiele, alle Tore und alle Sieger. Das Buch weiß zudem mit spektakulären Bildern und einem tollen Statistikteil zu überzeugen.

An Champions-League-Abenden, wie an diesem Mittwoch, perfekt für die Halbzeit- oder Werbepause geeignet, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Wer nicht genug kriegen kann, sollte in Griffweite auch das Buch „Als Mittwochs das Flutlicht anging – 75 deutsche Europapokal-Klassiker“ zur Hand haben. Hier findet der Fan kurze Geschichten zu den denkwürdigsten Momenten deutscher Mannschaften in allen drei Europokalwettbewerben. Wie war das zum Beispiel am 19. März 1986, als Bayer 05 Uerdingen auf Dynamo Dresden traf? Spektakulärer ging es kaum. Überzeugen kann auch dieses Buch durch tolle Bildaufnahmen. Eine Pflichtlektüre für Fußballfans. (ab)

„50 Jahre Bundesliga: Die Geschichte in Bildern“

Der 28. Juli 1962 ist ein bedeutender Tag in der Geschichte des deutschen Fußballs. Um 17:14 stimmten die DFB-Delegierten im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle über die Zukunft des runden Leders ab. Vom 1.8.1963 an wollte der DFB eine zentrale Spielklasse mit Lizenzspielern unter Leitung des Verbandes einführen. 103 votierten dafür, 26 dagegen und zwei Stimmen wurden als ungültig registriert. Aufgrund der erreichten Zweidrittelmehrheit war damit klar: Die eingleisige Bundesliga war beschlossene Sache.

Nun ist die Fußball-Bundesliga also schon 50 Jahre alt geworden. Ein halbes Jahrhundert, in dem viel passiert ist. Viele Anekdoten und viele tolle Bilder sind in Erinnerung geblieben. Wer erinnert sich zum Beispiel noch daran, dass die Eintrittspreise in der ersten Spielzeit zwischen 3,50 DM für einen Stehplatz in Saarbrücken bis zu 10 bis 12 DM für die Mitteltribüne im Berliner Olympiastadion kosteteten? Oder an die Saison 1979/80, als Wolfram Wuttke sich den Wagen seines Schalke-Präsidenten schnappte und mit Vollgas einmal rund um den Parkplatz fuhr. Antwort von Charly Neumann: eine Backpfeife, mit dem Hinweis: „Nur damit du weißt, dass ich solche Scherze nicht liebe.“

Viele Bücher sind zum Jubiläum erschienen, eines davon hat die schönsten Momente in Bildern festgehalten. Tim Jürgens, der stellvertretende Chefredakteur von „11 Freunde“, hat einen Bildband zusammengestellt, der 150 Aufnahmen auf 240 Seiten zeigt: die Höhepunkte der Liga-Geschichte. Es ist ein bunter Bilder-Mix durch die Bundesliga-Historie in 17 Kapiteln. Gleich mit dem ersten Kapitel „Magische Momente“ ist man voll in seinen Bann gezogen. Das geht dann weiter so über „Foul! Bis dahin gehen, wo´s wehtut“ und „Lolek, Bolek und die Banenflanke. Geniale Kollaborateure“ bis hin zu „Das dicke Ende. Die spannendsten Saisonfinals“.

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Tim Jürgens´ „50 Jahre Bundesliga – Die Geschichte in Bildern“ ist im Delius Klasing Verlag erschienen.

Tim Jürgens verliert in seinen Kapiteln nicht viele Worte, sondern lässt die Bilder sprechen. Was natürlich nicht fehlen darf, sind die besten Sprüche aus 50 Jahren Bundesliga, die Jürgens einstreut. Beispiel gefällig? „Die Meisterschaft ist nie ein Selbstläufer, dahinter steckt immer viel Arbeit. Sonst müsste Real Madrid jedes Jahr Deutscher Meister werden.“ Gesagt hat das Ottmar Hitzfeld.

Das Buch bietet dem Leser eine Reise durch die verschiedenen Fußball-Jahrzehnte. Man bekommt viele bekannte Gesichter und Szenen zu sehen, aber auch Bilder, die einem vielleicht noch nicht bekannt waren. Wussten Sie zum Beispiel, dass sich Muhammed Ali 1984 im Düsseldorfer Rheinstadion vor der Partie zwischen Fortuna Düsseldorf und Eintracht Braunschweig sechs Fehlschüsse an der Torwand leistete und danach einen „Boxkampf“ mit Düsseldorfs Atli Edvaldsson lieferte?

Es ist viel passiert in der Geschichte der Bundesliga, die sich über all die Jahre stark verändert hat und doch so beliebt ist wie am ersten Tag. Pro Saison besuchen inzwischen fast 15 Millionen Zuschauer die Spiele in den Stadien, die Bundesliga zählt nicht für wenige als die beste Liga der Welt. Die Gehälter sind um ein Vielfaches gestiegen, die Kommerzialisierung hat auch vor der Bundesliga nicht halt gemacht.

Wer noch einmal zurück in die Vergangenheit reisen, die Entwicklung bis in die Gegenwart anschauen und einen Ausblick in die Zukunft wagen will, sollte sich den Bildband „50 Jahre Bundesliga“ zulegen. (ab)

Vorbereitung auf Brasilien 2014: Das Buch „Fußball-Weltmeisterschaft“

Neben Olympia ist die Fußball-Weltmeisterschaft die wichtigste Sport-Veranstaltung. Alle vier Jahre feiern Millionen von Menschen ihre Sportler und Mannschaften. Und immer wenn es auf eine der großen Veranstaltungen zeitlich zugeht, erscheinen Bücher zum Thema en masse.

In einem Jahr, 2014 in Brasilien, steht die nächste Fußball-WM an. Die Vorfreude der Fans ist groß, und diese Vorfreude wollen viele Autoren für sich nutzen. Die Geschichte der Weltmeisterschaften ist über die vielen Jahre nicht nur einmal erzählt worden – aber nicht viele können wirklich überzeugen.

Nun ist im Werkstatt-Verlag ein neues, imposantes und in Gold eingeschlagenes Buch erschienen: „Fußball-Weltmeisterschaft“. Schon bevor man die ersten Seiten aufschlagen kann, wird man vom Cover des Buches erschlagen – im positiven Sinne. Das Buch ist ein Blickfang, es macht neugierig. Den Herausgebern Bernd-M. Beyer und Dietrich Schulze-Marmeling ist – das kann man schon vorweggreifen – ein Standardwerk gelungen.

“Fußball-Weltmeisterschaft“ von Bernd-M. Beyer und Dietrich Schulze-Marmeling, erschienen im Verlag Die Werkstatt, 416 Seiten, 49,90 Euro, ISBN 978-3-7307-0001-3

Neben vielen, wirklich grandiosen und spektakulären, Bildern, überzeugt das Buch mit der Themenauswahl und Texten vieler namhafter Gastautoren, wie Hardy Grüne, Jonathan Wilson und Christoph Biermann, die nicht nur die „offensichtlichen“ Geschichten erzählen, sondern auch mal einen anderen Blick auf das Turnier werfen. Zum Beispiel werden in einem Kapitel zur WM 1998 die Hintergründe „zur Bluttat von Lens“, zu den Ausschreitungen der deutschen Fans, erzählt.

Dieses Buch bietet den Fans einen grandiosen Überblick und verdient das Prädikat „besonders wertvoll“. Ein Jahr vor der WM in Brasilien macht es Lust auf mehr.